The IVF boom in Gaza: Kids are our everything
Fotografie di Daniela Sala
Testo di Eleonora Vio
12 Ott 2019
Articolo pubblicato su The Spiegel, TRT World, Trouw, De Morgen, Il Venerdì, Elle, Yo Dona, Choisir
Gaza City. Der Hangar ist voll mit Menschen, die Spannung ist spürbar. Mehr als 6000 Paare aus allen Ecken des Gazastreifens sind gekommen, nur hundert werden ausgewählt. Auf der einen Seite rauchen und lachen die Männer, auf der anderen sitzen die Frauen, eingehüllt in lange Gewänder. Endlich tritt ein Mann auf die Bühne, es wird still. Er nimmt kleine Zettel aus einer Schüssel und liest vor:
"Die nächsten Begünstigten der kostenlosen In-vitro-Befruchtung sind..."
Solche Veranstaltungen sind nicht selten in Gaza. Parteinahe Organisationen vergeben häufig Gratis-Befruchtungen. So auch das "Palestinian Center for Human Perseverance" (Fata), das von der Ehefrau eines ehemaligen Fatah-Führers geleitet wird.
Dahinter steckt politisches Kalkül. "Der einzige Weg, die Zustimmung der Bevölkerung zu bekommen, ist, den Menschen das zu geben, was sie sich am meisten wünschen," sagt Salah al-Rintissi, Direktor eines Krankenhauses und Sprecher des Gesundheitsministeriums. Und die Menschen wünschen sich: Kinder.
Der Gazastreifen ist eine sehr kinderreiche Gegend. Laut "CIA World Factbook" sind 44 Prozent der Bevölkerung jünger als 15 Jahre. Eine Frau bringt im Schnitt fast vier Kinder auf die Welt. Trotzdem sind künstliche Befruchtungen sehr gefragt. Denn: Kinderreichtum gilt als Statussymbol. Unfruchtbarkeit kann zu Isolation und sozialer Ächtung führen, Ehen können daran zerbrechen.
Die Situation im von der islamistischen Hamas beherrschten Gazastreifen verschlechtert sich laut Uno stetig. Die Wirtschaft ist am Boden, trinkbares Wasser und Strom sind knapp. Als Reaktion auf Angriffe militanter Palästinenser beschießt das israelische Militär Gaza immer wieder.
"Es mag gewagt wirken, unter den schlechten Bedingungen hier Kinder zu bekommen," sagt Omar, dessen Frau Warda zu denen gehört, die von "Fata" eine Befruchtung bezahlt bekommen. "Aber ein Leben ohne Kinder ist sinnlos."
Ende der 90er-Jahre öffnete die erste Klinik für In-vitro-Fertilisation in Gaza-Stadt, seitdem gibt es immer mehr Retortenkinder in Gaza. Aber: Die Prozedur ist teuer, zwischen 2000 und 3000 Dollar pro Versuch. Deswegen sind viele auf die Gratis-Befruchtungen der Organisationen wie Fata angewiesen. Die Erfolgschancen einer In-vitro-Fertilisation liegen bei unter 30 Prozent und sinken mit steigendem Alter der Frau.